Maginotlinie, Straßburger Münster, La Petite France, Bowling, Europäisches Parlament, Bootsfahrt auf der Ill, Euroquiz, Rollenspiel und Schnitzeljagd – ein intensives Programm, das die Ausdauer der Kursstufe 1 auf die Probe gestellt hat. Aber es hat sich gelohnt!
Hier ein paar Eindrücke von Elana, Finn und Johanna:
Die 2,5 stündige Führung durch den Bunker an der Maginot-Linie war eine sehr spannende und informative Erfahrung. Schon beim Betreten des Bunkers fühlt man sich sofort in eine andere Zeit versetzt, denn die dicken Betonwände, die massiven, vergitterten Türen und die engen Gänge erzeugen ein Gefühl von Geschichte, welches man sonst kaum erleben kann. Es ist beeindruckend, wie unterirdisch alles eingerichtet wurde, was die Soldaten zum Leben brauchten. Dabei riecht man die feuchte Luft und hört das leise Brummen der alten Technik, wodurch man sich wirklich in die Lebenslange dieser Zeit hineinversetzen konnte.
Besonders faszinierend war es auch in die Schlafräume zu spicken, die Küche und sogar den Sanitätsbereich zu besuchen und es ist erstaunlich, wie die Soldaten unter so beengten Bedingungen lebten und arbeiteten. Der Guide erklärte außerdem anschaulich, wie autark der Bunker war und welche, damals sehr moderne Technik und Maschinerie dahintersteckte, um ihn mit Strom und allem Notwendigen zu versorgen. Auch die Schutzmechanismen und Pläne für den Notfall waren äußerst interessant und anhand von Abbildungen und der Erklärung sehr verständlich. Für mich am beeindruckendsten war jedoch am Ende der Führung aus dem Bunker hinaus an das Tageslicht zu kommen und zu merken wie sehr man sich schon in den zweieinhalb Stunden an die Umstände gewöhnt hat und zu überlegen wie es für diese Menschen gewesen sein muss, die Tage oder sogar Wochen unterirdisch blieben.
Am zweiten Tag besuchten wir das Europäische Parlament, hier mussten wir zuerst einige Security Maßnahmen durchlaufen und dann hatten wir ein einstündiges Gespräch mit der Abgeordneten Dr. Andrea Wechsler. Die erste halbe Stunde gab sie uns Einblicke in ihr Berufsleben und dadurch in aktuelle Diskussionen des EU-Parlaments. Danach durften wir noch Fragen stellen und somit auch mehr über den Prozess von Entscheidungsverfahren lernen. Anschließend durften wir in den Plenarsaal und dort einer live Debatte zuschauen; dies war sehr interessant denn es gab für jeden Kopfhörer um Lautstärke und Sprache einzustellen. Nach einem gemeinsamen Gruppenfoto ging es in eine frei gestaltbare Mittagspause in Straßburg.
Elana Hack
Eindrücke aus dem Simulationsspiel im Europäischen Parlament
Im eindrucksvollen Gebäude des Europäischen Parlaments durfte eine Gruppe Elftklässler des
EWGs im Rahmen der Straßburger Demokratiebildungsfahrt für einen kurzen Moment politische
Verantwortung übernehmen. Oder zumindest so tun, als hätten sie welche. Kaum war man mit den Regeln der Simulation der europäischen Demokratie vertraut, wurde die mit Halbwissen und Enthusiasmus bewaffnete Gruppe in politische Fraktionen aufgeteilt. Das geschah erstaunlich schnell – vermutlich, weil sich das Maß der fiktiven Parteiloyalität in realpolitischen Grenzen hielt. Ein gewisser Pragmatismus schadet der europäischen Demokratie ja bekanntlich nie. Die Simulation offenbarte die eigentümliche Mischung aus Ernsthaftigkeit und Improvisation, die große Politik so oft prägt, denn danach ging es in die Ausschüsse, wo mit erfrischend leicht verdaulichen Themen „gearbeitet“ werden, durfte: europäische Wasserversorgung und implantierbare Identifikationschips, nicht die Klassifikation vegetarischer Fleischersatzprodukte, wie der ein oder andere vielleicht vermutet hätte. Besonders unterhaltsam war die Dynamik der „Koalitionsverhandlungen“. Bündnisse wurden geschlossen, gebrochen, neu erfunden und teilweise missverstanden – alles innerhalb von Minuten. Manche hätten problemlos in jede
politische Talkshow gepasst, also zumindest in eine sehr überzeugende Parodie davon.
Auch wenn ein Besuch im Europäischen Parlament eher einschüchternd erscheinen mag, blieb die Atmosphäre und die Stimmung unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ungezwungen. So konnte man sich erlauben, Fehler zu machen, gemeinsam darüber zu lachen und einen Mehrwert daraus zu ziehen. Kritisches Denken und Entscheidungsvermögen unter Druck waren gefragt: Dadurch, dass man begrenzt Zeit hatte, sich Informationen durchzusehen, musste man gut zwischen relevanten und irrelevanten Eindrücken unterscheiden, sodass für die Verhandlungen und die Reden vor dem „Parlament“ auch nur das Wichtigste auf sowohl prägnanter als auch plausibler Art überbracht werden konnte. Im Simulationsspiel war nicht nur die rein faktische Intelligenz von Nöten, nein, auch das Eingehen von Kompromissen sowie die Verständnis für die Motive und Handlungshintergründe anderer Parteien zeigte sich als wichtiger Bestandteil des Simulationsspiels. Ja, die Koalitionsverhandlungen wirkten manchmal mehr satirisch als diplomatisch; genau deshalb aber verstand man im Nachhinein besser, wie wichtig ein gutes Miteinander ist, wie essenziell ein gemeinsames Ziel, statt gegenseitiges Niedermachen, sein kann, wenn man verhandelt — vor allem in der Politik.
Finn Heinemann, Johanna Ott












