Die Gemeinschaftskunde-, Geschichte- und Wirtschaftsleistungskurse der 12. Klasse erhielten letzte Woche Besuch vom Jugendoffizier der Bundeswehr Ellwangen, Oberleutnant Frederik Ströhlein. Er stellte Aufgabengebiete der Bundeswehr vor und referierte über aktuelle sicherheitspolitische Fragen – und natürlich über das jüngst beschlossene Modell zum Wehrdienst.
Ströhlein erklärte, dass Jugendoffiziere seit 1958 als Referenten für Sicherheits- und Verteidigungspolitik in der politischen Bildung tätig sind, um die 1955 im Kalten Krieg nach heftigen innenpolitischen Kontroversen gegründete Bundeswehr nicht parallel und abgeschottet von der Gesellschaft agieren zu lassen. Das Leitbild des „Staatsbürgers in Uniform“ wurde prägend. Der Jugendoffizier machte deutlich, dass sein Aufgabenbereich die politische Bildung ist, nicht die Personalrekrutierung oder die Information über konkrete Berufsmöglichkeiten bei der Bundeswehr – diese beiden Bereiche seien strikt voneinander getrennt. Jugendoffiziere sollen zur Urteilsbildung der Schülerinnen und Schüler beitragen.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand zunächst die deutsche Sicherheits- und Verteidigungspolitik: Der Referent erläuterte, vor welchen sicherheitspolitischen Herausforderungen Deutschland und die EU heute steht und welche Beiträge die Bundeswehr zur kollektiven Sicherheit oder zur Konfliktprävention leistet. Dabei ging es zum Beispiel um den Aufbau der deutschen Brigade in Litauen, wo auch Ströhlein bereits im Auslandseinsatz war. Aber auch die zunehmenden hybriden Angriffe insbesondere durch Russland – Ausspähung von Infrastruktur, Cyberattacken und Sabotageaktionen – waren Gesprächsstoff.
Um sich davor zu schützen und weil das Thema „Landesverteidigung“ wieder Priorität der Bundeswehr sei, brauche die Bundeswehr mehr Personal: Das eben erst vom Bundestag beschlossene „Wehrdienstmodernisierungsgesetz“ soll dies ermöglichen. Der Oberleutnant wollte von den Schülerinnen und Schülern wissen, was sie vom neuen Modell halten. Die meisten Schüler können gut damit leben – es sollen ja vor allem Freiwillige gewonnen werden, eine allgemeine Wehrpflicht wird nicht wiedereingeführt. Außerdem, so betonte Ströhlein, gelte ja weiterhin das Recht zur Wehrdienstverweigerung, sollte es doch zu einer Dienstpflicht kommen. Kontrovers ging es lediglich bei der Frage zu, ob es gerecht sei, Frauen von der verpflichtenden Wehrerfassung auszunehmen. Wenig überraschend fanden dies vor allem die Schülerinnen fair: „Durch Erziehungspausen haben Frauen sowieso schon Nachteile im Erwerbsleben.“
Jochen Schmidt
