Die Oberstufentheater AG unter Leitung von Barbara Mühlen mutierte innerhalb des schulübergreifenden Projekts „Schule als Staat“ zum Staatstheater von Widmania und führte an zwei Tagen den „Sommernachtstraum“ nach William Shakespeare auf.
Den Prolog zum Stück tanzten alle Darsteller auf der in dämmriges Licht getauchten Bühne. In einem Wald verbinden und trennen sich in geschmeidigen Bewegungen wechselseitig Paare, an ihrer Kleidung als erlauchte Gesellschaft zu erkennen. Durchmischt wird das Treiben von einer Handwerkergruppe, die sich aber mehr für die Bäume – auf drei Drehtüren dargestellt – als die Personen interessiert. Der Wald wird sich als Elfenwald herausstellen, in dem sich auf Geheiß des Elfenkönigs Oberon wundersame Begebenheiten der Liebe und des Hasses, der Inbrunst und Verzweiflung ereignen werden.
Gerahmt werden diese Handlungsstränge durch die Anfangs- und Endszene des Stückes am athenischen Hof von Herzog Theseus (Til Kobald) und seiner Verlobten Hippolyta (Johanna Ott). Durch Schwenk zweier Drehtüren werden die Bäume in griechische Säulen verwandelt, zwei Thronstühle im Vordergrund, und die Kulisse ist geschaffen. Das ebenso schöne wie effektiv nutzbare Bühnenbild ist der Kunstlehrerin Hedwig Maier zu verdanken.
Von hier nimmt das Verwirrspiel der Liebe seinen Anfang: Egeus (Leif Jäschke), Vater von Hermia (Mathilda Jähme), wünscht sich beim Herzog für seine Tochter eine Liaison mit Demetrius (Moritz Schneider), der sie sehr begehrt. Hermias Herz hingegen schlägt für Lysander (Keziah Eleazar), der ihre Liebe erwidert. Obendrein liebt Helena (Emma Simon), Hermias beste Freundin von Kindheit an, Demetrius, der von ihr wiederum nichts wissen will. Aus dieser verzwickten Lage sieht das „verbotene“ Liebespaar Lysander und Hermia nur die Flucht in den nahegelegenen Wald. Und hier kommen die Elfen ins Spiel: Der König der Elfen Oberon (Lynn Schwaderer) möchte seiner Gattin Titania (Ida Itzinger) eine Lektion in Sachen Liebe erteilen. Mit Hilfe des verschlagenen Puck (Ayo Hintz) beträufelt er Titania im Schlaf mit dem Saft einer Liebesblume, der wie Amors goldene und eiserne Pfeile Liebe und Verachtung bringen kann. Gleiches tut Puck, verwechselt jedoch die Schlafenden, da sich zwischenzeitlich auch die Gruppe von Handwerkern im Wald eingefunden hat, um das Theaterstück Pyramus und Thisby einzustudieren. Als Titania erwacht, sieht sie Zettel (Lena Seiler) – den Pyramus des Stückes – mit Eselskopf und verliebt sich auf der Stelle in ihn, besonders seine schönen, langen Ohren! Der Schabernack Pucks geht aber noch weiter: Er beträufelt auch Lysander, den er ebenfalls schlafend antrifft. Als bei Tagesanbruch auch noch Helena schmachtend vor Liebe den fliehenden Demetrius in den Wald treibt, kommt es zur verhängnisvollen Begegnung: Lysander verliebt sich augenblicklich in Helena, während er für Hermia nur noch Verachtung empfindet. Die Konkurrenten um die Liebe Helenas wollen unter Männern den Streit austragen: Mit „Schere, Stein, Papier“ und wilden Drohgebärden – lustig! Auf der anderen Seite versteht Helena die Welt nicht mehr: Die säuselnden Liebeserklärungen gleich zweier Verehrer, von denen ja einer eben noch vor ihr geflohen ist, sind zu viel für sie. Zudem droht ihre Beziehung zu der jetzt von ihrem Liebhaber verachteten Hermia zu zerbrechen. Gefühlschaos auf allen Seiten! Überzeugend dargestellt von allen vier Darstellern!
Der schelmische Kobold Puck macht schließlich, dem Befehl Oberons gehorchend, zusammen mit drei Elfen (Paula Spieler, Lena Wahl, Johanna Ott) dem Spuk ein Ende. Allen Beteiligten erscheint alles wie ein Traum, in dem Wahrheit und Trug nicht zu unterscheiden sind. Schließlich finden sich die Liebespaare Hermia und Lysander, Helena und Demetrios zur Hochzeit von Theseus und Hippolyta am Hofe ein. Dort ist auch der krönende Abschluss des Stückes mit dem bewusst laienhaft vorgetragenen Theater der Handwerkertruppe. Unter der Regie von Peter Squenz (Claire Föllinger) spielen Zettel als Pyramus, Flaut (Lasse Beckmann) als Thisby, Schnauz (Paula Spieler) als Wand, Schlucker (Lena Wahl) als Mond mit Gebüsch und Hund sowie Schnock (Leif Jäschke) als Löwe den an sich dramatischen antiken Stoff unglaublich komisch: Während die Hofpaare das Treiben mit hämischen Kommentaren begleiten, dankt das Publikum mit lautem Gelächter und großem Applaus den Akteuren.
Der Intendantin Barbara Mühlen – auch in der Nebenrolle des Philostrat kurz zu sehen – ist es gelungen, durch ansprechende Kostümierung, Szenerie und zielsichere Rollenbesetzung ein in sich stimmiges Theaterstück auf die Bühne zu bekommen. Ein vergnüglicher Theaterabend für alle Beteiligten.
Text: Klaus Hirschmann
Bilder: Stephanie Zigan, Luke Cooper