David Hockney – „A Year in Normandie“
Da das Wissen um die Perspektive, ihre Anwendung und künstlerische Umsetzung ein Schwerpunkt im Unterricht der Klassenstufe ist war es eine überaus passende Gelegenheit David Hockney‘s 90 Meter langen Fries anzuschauen. Mit dem Bus ging es am 3. Mai nach Künzelsau-Gaisbach. Die Führungen fokussierten die Aspekte: Farbe, Multiperspektive und Maltechniken im Werk dieses weltberühmten Malers. Das iPad erleichtert ihm die Arbeit, so der Künstler im kurzen Film zur Entstehung. Keine Leinwände transportieren und mit Farben und Elementen im Freien kämpfen- der Malakt somit konzentriert auf das Tun ohne Logistik und das überall- sogar im Auto. Doch ohne sein Können, seine Besessenheit ständig und überall zu skizzieren, malen und die Umgebung in ihrer zeitlosen Schönheit festzuhalten wäre dieses Werk nicht so herausragend. Die Reduktion komplexer Natur, wie z. Bsp. Bäume, Wasser, Kiesweg, … erfordert nicht nur ein genaues Auge, sondern auch mittels Sehen zu erkennen. Abstrahierte und gefilterte Essenzen eröffnen so ein Panorama durch die Jahreszeiten an unterschiedlichen und auch wiederkehrenden Orten auf seinem Anwesen in der Normandie. Hockney erkannte schon früh, dass die feste perspektivische Konstruktion nicht dem menschlichen Sehen entspricht. Unsere Augen bewegen sich, unser Kopf bewegt sich und schließlich bewegts sich auch unser Körper. Dabei verändert sich unser Standpunkt und auch das, was wir fokussierten. Analog dazu schuf er diesen Fries aus einer großen Zahl Einzelbilder, die jeweils zu unterschiedlichen Jahres- und Tageszeiten und auch an sich änderten Standpunkten entstanden waren. Er setze sie digital zusammen und verband die Einzelbilder oder auch nicht. Sichtbare Übergänge sind somit gewollt- der Betrachter muss sich in Bewegung setzen, um alles zu sehen und kann nie alles gleichzeitig erfassen. Dafür ist der Fries- wie die Natur- zu groß.
Der Ausstellungsbesuch führte dann zur eigenen Auseinandersetzung. Ausgehend von einem s/w-Baumfoto, das für alle bindend war, entstanden vielfältige Ausarbeitungen in unterschiedlichsten Landschaften, die individuell gestaltet werden durften. Wir entschieden uns gegen Hockney‘s App Brushes, die auch zur Verfügung gestanden hätte, da er eine für ihn erweiterte Version benutzt. Wie Landschaft aufgebaut wird und wie Procreate mit Ebenen und Pinselspitzen funktioniert, war schon vorhandenes technisches Wissen, auf das bestens aufgebaut werden konnte.
Ein Kaleidoskop der Schülermeinungen: „fantastisch, vielfältig, bunt, inspirierend, superinteressant, so individuell, ich war überrascht, dass er schon so alt ist, so viele Bilder innerhalb eines Jahres zu malen ist für mich toll, Hockney ist für mich absolut innovativ – auch wegen der vielen verschiedenen Techniken, ich konnte total viel für mich mitnehmen, eine wunderschöne Ausstellung“.
Sybille Hellmer