Unter dem Motto Talente schlummern. Talente versiegen nicht. Talente werden entdeckt“ lud die „Kulturakademie der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg“ am 17.02.24 zu ihrer Abschlussveranstaltung in die Phönixhalle in das Römerkastell in Stuttgart ein. Dieser stimmungsvolle Ort sollte der engagierten Arbeit von 160 ausgewählten Schülerinnen und Schülern aus Baden-Württemberg einen würdigen Abschluss geben.
Schon seit 14 Jahren können in zwei Kreativwochen Schülerinnen und Schüler ihre Talente in Musik, Bildender Kunst, Literatur und dem MINT- Bereich unter Beweis stellen und ihre Begabung vertiefen. Vor Ort sind die Jungen und Mädchen unter Gleichgesinnten, sie werden individuell gefördert, können Fachleuten über die Schulter schauen und sie erhalten Anregungen für ihren beruflichen Werdegang. Moderator Markus Brock, Fernsehmoderator bei 3sat und dem SWR, betonte, dass gerade in schwierigen Zeiten, damit meine er auch die immer wieder beschworene Bildungskrise, das Akademieprogramm Mut mache und zeige, wie Bildung funktionieren könne. Kein anderes Bundesland verfüge über die Möglichkeiten, die die Kulturakademie den Schülerinnen und Schülern biete. So sind in den Kreativwochen für die Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 6-8 die Akademie Schloss Rotenfels, das Deutsche Literaturarchiv in Marbach, die Landesakademie in Ochsenhausen und die Science & Technologie gGmbH verlässliche Partner. Die Talente der Klassenstufe 9-11 arbeiten mit Experten der Hochschule für Musik Karlsruhe, der Universität Stuttgart in Kooperation mit dem Verein Deutscher Ingenieure Stuttgart, dem ZKM Karlsruhe und dem Literaturhaus Stuttgart zusammen. Christoph Dahl, seit 2010 Geschäftsführer der Baden-Württemberg-Stiftung, betonte die Bedeutung der Vernetzung der Talente, die das Kulturprogramm ermögliche. Aus einem fruchtbaren Zusammenspiel, den Anstrengungen in der Familie, der Schule und einer außerschulischen Förderung, könne viel entstehen. Diesen Gedanken unterstützte auch Arne Braun, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, in seiner Ansprache, als er sich an die Absolventinnen und Absolventen wendete: „Ihr alle gestaltet Zukunft.“ Kreative Köpfe und kritische Geister machten Mut und Lust auf Zukunft. In der feierlichen Abschlussveranstaltung zeigten nun die ausgewählten Talente in einer beeindruckenden Ausstellung und einer kurzen Performance Ergebnisse ihrer Arbeiten und ließen sich von ihren Familien, Lehrerinnen und Lehrern und natürlich den begleitenden Fachleuten würdigen.
Das Erasmus-Widmann-Gymnasium konnte dieses Jahr stolz auf zwei Teilnehmerinnen und einen Teilnehmer sein. So zeigten Luis Bauer (Klasse 9a) und Leni Trappmann (Klasse 10c) beeindruckende Arbeiten im Bereich der Bildenden Kunst. Pauline Ellenrieder (9c) präsentierte mit ihrem Literaturteam ausgefeilte Texte und lud zum Schmökern ein. Einen sehr guten Eindruck vom Teamspirit und der produktiven Arbeit in den Kreativwochen kann man in den von der Kulturakademie gedrehten Videos gewinnen (https://www.stiftung-kinderland.de/de/programme/kulturakademie)- ganz gemäß dem Motto von Moderator Markus Brock: „Wenn man einen Beruf wählt, den man liebt, muss man nie wieder arbeiten.“
Pauline Ellenrieder lässt uns rückblickend folgendermaßen an ihren Erfahrungen teilhaben:
„Schreiben ist leicht. Man muss nur die falschen Wörter weglassen“ Mark Twain
Tausende Wörter in meiner Schrift und mindestens doppelt so viele mehrfach durchgestrichen, dann doch wieder nachgefahren nur um schlussendlich erneut bis zur Unkenntlichkeit überkritzelt zu werden. Was soll das denn auch sein, ein „falsches Wort“?
Zwei Wochen habe ich unzählige Worte niedergeschrieben. In meinem Kopf klangen sie alle richtig, auf Papier schienen viele wie rot markiert, mit einem dicken f für falsch. Aber dort war das f nicht schlimm. Nicht wie in der Physikarbeit, in der f das Minus statt dem Plus bedeutet. Dort war jeder vermeintliche Fehler, jedes „falsche Wort“, eine Randnotiz. Bunt umkringelt statt rot markiert. Aber was ist dort?
Dort ist Marbach. Dort ist, wo das erste Treffen von 20 einzigartigen und gleichzeitig so ähnlichen Menschen stattgefunden hat. Dort ist, wo Erinnerungen entstanden, die ganze Bücher füllen könnten. Abends bei Sonnenuntergang im Park zu Füßen Schillers sitzen und über Gott und die Welt sprechen. Den Hotelflur zum persönlichen Wohnzimmer umfunktionieren, nur um fast hinausgeworfen zu werden. Im „Müller“ zu kriminellen Superhirnen werden und wetten, wie man eine PS5 am besten klaut, weil bei der letzten Schreibaufgabe über die beste Möglichkeit ewig diskutiert wurde. Die kriminelle Energie dann doch lieber verwenden, um den Buchladen zu stürmen. Nachts unwissentlich den Friedhof passieren und bei strömendem Regen aus „Wiskey-Mixer“ die schrägsten Wörter kreieren.
Keines dieser Worte war falsch. Nur das eine, unausweichliche: „Abschied“. Ein Abschied nicht nur von 19 Fremden. Nicht nur von zwei gemeinsamen Wochen. Ein Abschied von denen, die sind wie du. Die auch die Bücher kennen, die jeder andere schon vergessen oder nie gekannt hat. Der letzte Satz, das Kapitel schließt, obwohl niemand von uns nach dem Alltag rief.
Melanie Hölzel