Nach dem Lehrertheater erlebte das EWG eine weitere Premiere: Gisela Rieder führte mit der Theater-AG der Mittelstufe eine von ihr selbst geschriebene Kriminalkomödie mit dem Titel Hotel zum Olymp in der Aula des Schulzentrums auf.
Schauplatz des Geschehens ist das etwas heruntergekommene Hotel einer verstorbenen Miss Delmore. Die neue Besitzerin Eveline Bloomsfield (Laela Thoma), adrett gekleidet und wohl zurechtgemacht, wie es sich für eine Hotelbesitzerin gehört, empfängt ihre Gäste namentlich und weist ihnen ihre Plätze zu. Aufgrund anhaltender Renovierungsarbeiten kann sie ihren Gästen allerdings wenig Luxus und nur einfache Verpflegung anbieten. Die Salzstangen als amuse geul dürften die Erwartungen so mancher Gäste schnell heruntergeschraubt haben. Entsprechend einfach gehalten ist das Bühnenbild mit aneinandergereihten Stühlen vor drei Tür- bzw. Fensterfassaden. Die anreisende Gesellschaft, die dem Einladungsschreiben Eveline Bloomsfields und der Aussicht auf einen hohen Geldgewinn gefolgt sind, ist eine Ansammlung bunt gemischter Charaktere: Hier gibt es die drei schrulligen alten Kindergärtnerinnen Agathe Schmidt (Ella Pflüger), die schlecht hören, Edeltraud Schneider (Rosalie Kircher), die nichts sehen, und Gertrude Müller (Mattea Welz), die schlecht sprechen kann. In ihren Aufmachungen als graue, biedere Mütterchen und ihrer Ähnlichkeit zu den drei Affen gewiss sehenswert! Dazu kommen der pensionierte Polizist Harry Dietrich (Blanca Prieto Lisarde), durch den verdienten Ruhestand bereits etwas beleibter, und die exaltierte, von einer Schreibblockade geplagte Schriftstellerin Marie Stone (Jenaja Bangert), die allerdings – wie sich bei der Anmeldung herausstellt – zusammen mit dem „inkognito“ Filmstar Jo (Valerie Hintz) als einzige kein Einladungsschreiben erhalten, sich den Zugang zum Hotel erschlichen hat. Für Aufsehen sorgt das Erscheinen der höchst affektierten Gräfin Viviane de Roquefort (Anne Lucchesi Kral) in ihrem kurzen Schwarzen in Begleitung ihrer nicht minder schick gekleideten Dienerin Jane Brain (Paula Bilger) sowie der Auftritt von Billy Sunshine (Levin Lörcher, einziger männlicher Akteur). Begleitet von lässiger Musik lässt er ohne viel Worte durch seine Sonnenbrille die Blicke auf sich wirken – ein echter Dandy, der um seine Wirkung auf die Frauenwelt weiß! In scharfem Kontrast dazu stehen die beiden in Schwarz gekleideten und geschminkten Teenager-Zwillinge Emily und Ronja Black (Heidi Frenz und Jule Marten). Sie mischen durch ihre unverschämte, ungezogene Art die gesamte Gesellschaft auf.
Was passiert nun im Hotel? Es beginnt mit einem Geschmacksquiz, das von der Haushälterin der verstorbenen Lady Delmore Rose (Maja Michalik) in aller Seelenruhe vorbereitet und durchgeführt wird. Doch die Ruhe wird jäh durch den plötzlichen, tödlichen Sturz Lady Bloomfields gestört. Was ist passiert? Ist sie vergiftet worden? Das Rätselraten beginnt, doch zunächst muss die Tote weg in den Keller. Hier droht dann neues Ungemach: Ein Stromausfall sorgt für tiefe Dunkelheit, das Hineindrehen der Sicherung entpuppt sich als Todesfalle für Harry Dietrich. Doch damit nicht genug: Plötzlich fallen Schüsse, die drei alten Kindergärtnerinnen überleben den Schock nicht! Die beiden Pistolenschützen demaskieren sich als FBI bzw. CIA-Agenten, die vormals als Filmstar Jo bzw. Schriftstellerin Marie Stone aufgetreten sind. Aber was wollen sie hier? Wem sind sie auf der Spur?
Für Aufklärung könnte die bisher nur am Bühnenrand agierende Madame Zoé (Milla di Gesaro), die Katze der verstorbenen Lady Delmore, sorgen, da sie die Abläufe im Haus bestens kennt. Doch sie befragt stattdessen das Publikum mit charmantem französischen Akzent, welche Verdächtigen denn infrage kämen. Durch den Entfremdungseffekt wird Spannung erzeugt.
Indes wird des Rätsels Lösung von der wieder auferstandenen Eveline Bloomfield geliefert: Es liegt in der gemeinsamen Vergangenheit aller Beteiligten aus Plumpudding. Aus einer Affäre mit Billy Sunshine ist Lady Bloomfields Bruder hervorgegangen, der im Kindergartenalter von einem Auto erfasst wurde – das Kleeblatt, wie die drei alten Kindergärtnerinnen sich nannten, hatte nicht aufgepasst. Dieses Unglück haben die unsäglichen Black-Zwillinge mit dem Handy gefilmt und verbreitet. Zudem hatte die Gräfin de Roquefort in betrügerischer Absicht wertlose Geldanlagen verkauft, bei denen Lady Bloomfield ihr Vermögen verloren hatte. Sie hatte also ein starkes Rachemotiv, weshalb sie die Gesellschaft eingeladen hatte. Die beiden Agenten verhaften sie, ihre Strafe wird jedoch ausgesetzt, da sie keinen Mord begangen, die Todesfälle auf unglückliche Umstände zurückzuführen seien.
So hat das Kriminalstück als Komödie doch noch einen guten Ausgang.
Gisela Rieder hat viel Wert auf die passende Kostümierung ihrer Akteure gelegt und durch Licht- und Knalleffekte der Technik (geleitet von Robert Wutke) spannende Akzente gesetzt.
Klaus Hirschmann