Seit 2017 nimmt das EWG an Juniorwahlen teil – ein bundesweites Projekt, das begleitend zu Landtags-, Bundestags- und Europawahlen stattfindet. 307 Schülerinnen und Schüler der Klassen 9-12 haben im Vorfeld der Europawahl ihre Stimme abgegeben. Das Besondere diesmal: Durch die Absenkung des Wahlalters auf 16 konnten viele Jugendliche am Sonntag gleich nochmal wählen gehen.
Wahlsiegerin war dieses Jahr die CDU, die mit 18% knapp vor den Grünen (17%) landete. Die SPD landete mit 13,4% auf Platz 3. Die FDP konnte ihr starkes Ergebnis der Juniorwahl 2021 nicht wiederholen, kam aber immerhin auf fast 10%. Zum ersten Mal bekam auch die AfD mehr als 5% am EWG und landete mit 7,5% knapp vor der Partei Die Partei (7,2%). Einen Achtungserfolg erzielte die proeuropäische Partei Volt mit 4,2%; die Linke und das Bündnis Sahra Wagenknecht blieben jeweils unter 3%.
Ein paar Schlussfolgerungen zu den Ergebnissen, die sich nicht nur von den Gesamtergebnissen der Europawahl unterscheiden, sondern auch von den Resultaten vorheriger Juniorwahlen:
- Ohne Sperrklausel werden tendenziell öfter kleine Parteien gewählt, da sie durchaus Chancen haben, Mandate zu erhalten (z.B. Die Partei, Volt, Tierschutzpartei). Das führt zu einem eher fragmentierten Gesamtbild – ein Phänomen, das auch bei der Europawahl zu beobachten ist.
- Volatilität: Es ist kaum mehr möglich, mittelfristig Prognosen über den Wahlausgang abzugeben. Ein Blick in die Geschichte der Juniorwahlen am EWG zeigt dies: Zur Bundestagswahl 2017 bekam die CDU auf Platz 1 ein gutes Drittel der Stimmen, zur Europawahl 2019 erreichten die Grünen auf dem Höhepunkt der FFF-Bewegung gar eine knappe absolute Mehrheit. 2021 entschied sich je ein Viertel der Schülerinnen und Schüler für FDP und Grüne, die CDU schaffte dagegen nur mit Mühe den Sprung über die Fünfprozenthürde.
- Die AfD hingegen spielte bislang keine Rolle und blieb 2017, 2019 und 2021 unter 3%. Diesmal landet sie bei 7,5% – deutlich weniger als bei den bundesweiten Juniorwahlen und den tatsächlichen Europawahlen, aber dennoch bemerkenswert.
- Die relative Schwäche der SPD setzt sich bei Juniorwahlen am EWG fort. Im Vergleich zur Europawahl 2019 hat die SPD ihre Stimmenzahl an der Schule allerdings fast verdreifacht. Zumindest dieses Mal ist das Ergebnis mit dem Abschneiden der SPD im Bund vergleichbar.
Jochen Schmidt