Peter Theil hat eine bewegte Biografie. Bereits als Endzwanziger hatte er ein Mathematikstudium hinter sich, arbeitete an der Universität, trainierte Oberstufenschüler für die Mathematik-Nationalmannschaft und wurde Schulleiter an einem Gymnasium.
Im Juni 1990, inmitten politischer Unruhen, verließ Theil mit seiner Familie seine alte Heimat Rumänien und wagte den Neuanfang in Deutschland. Seine Abschlüsse wurden nicht anerkannt, weshalb er nochmal ganz von vorne beginnen musste – unter schwierigen materiellen Bedingungen studierte er Mathematik und Geschichte in Konstanz. 1998 bekam er eine Stelle am EWG, 2006 kam nach einer Weiterbildung der Unterricht im Fach Wirtschaft hinzu. Als Gründungsmitglied und Chef des Ganztagesteams hatte er großen Anteil daran, die offene Ganztagesschule erfolgreich zu etablieren.
Peter Theil veranschaulichte in seiner Abschiedsrede den Wandel, den das Gymnasium während seiner Tätigkeit durchgemacht hat, mit folgendem Bild: „Damals saßen im Lehrerzimmer Männer im Sakko, sie mögen 50 oder älter gewesen sein, und unterhielten sich über ihr Fach – und über Fußball. Heute sitzen im Lehrerzimmer Frauen, sie mögen 40 oder jünger sein, und unterhalten sich über ihre Schüler – und über Fußball.“
Im Mittelpunkt stehe heute nicht mehr die Sache, sondern die Beziehungsarbeit, das Interesse an Schülern und ihrer Entwicklung. Mit Peter Theil geht ein Pädagoge in den Ruhestand, den beides auszeichnet – ehrliches Interesse an seinen Schülern und intellektuelle Neugier. So ist es nur konsequent, dass er seine Antworten auf die kleinen und großen Fragen der Zeit nun in Buchform gießen will. Arbeitstitel: Was für ein Mensch ist im Kommunismus entstanden?
Ulrich Parpart griff dann selbst zum Sakko, um als einer der „alten Männer“ seine Abschiedsrede zu halten. Er hatte sich die letzten vier Monate seines Berufslebens ganz anders vorgestellt. Sie waren als allmähliches Abschiednehmen von liebgewonnenen Ritualen und weniger geliebten Korrekturtätigkeiten geplant, nicht als „unvorhergesehene Kündigung durch Corona“. Zur Risikogruppe gehörend, musste Ulrich Parpart auf den Präsenzunterricht verzichten – und somit auch auf die bereichernden Kontakte mit Schülern, auf „Zehntklässlergelangweiltheit“ und „Fünftklässlerneugierde“. Am Ende so aus seiner Schule vertrieben zu werden, fand er verstörend, war sie doch zu einem Stück Heimat für ihn geworden.
Geboren in Nordrhein-Westfalen, kam Parpart zum Studium der Germanistik und Geografie nach Tübingen und kam nach Stationen bei der Schwäbischen Zeitung und einem Stuttgarter Gymnasium 1993 nach Schwäbisch Hall. In 27 Jahren hat er am EWG auf vielen Feldern gewirkt, davon über die Hälfte der Zeit als Abteilungsleiter und Mitglied des Schulleitungsteams. Schulleiter Ralph Schröder würdigte ihn als „Motor der inneren Schulentwicklung“, dessen Stimme im Kollegium großes Gewicht hatte. So gestaltete er etwa die ersten Seminare zur Suchtprävention mit, engagierte sich wie auch Peter Theil bei der Umsetzung der offenen Ganztagsschule und leistete Pionierarbeit auf dem Feld der Selbstevaluation.
Der Stadt bleibt Ulrich Parpart noch als Vorsitzender der Konzertgemeinde Schwäbisch Hall erhalten, die Schule hingegen verliert einen leidenschaftlichen Pädagogen.
Jochen Schmidt