Abitur am Erasmus-Widmann-Gymnasium Schwäbisch Hall
Am vergangenen Samstag beendeten 86 junge Menschen ihre Schulzeit am Erasmus-Widmann-Gymnasium und Schulleiter Ralph Schröder konnte ihnen in der Hagenbachhalle ihr Abiturzeugnis überreichen. Alles eigentlich wie immer. Wie immer? Nein. In Zeiten der Corona-Pandemie ist vieles anders und ungewohnt, ja geradezu auf den Kopf gestellt. Wie lässt sich auf sichere Weise die Zeugnisübergabe gestalten und wie geht dabei nicht jede Feierlaune verloren? Die Antwort des Erasmus-Widmann-Gymnasiums? Nur die Schulabgänger und ihre Tutoren dürfen sich in der Halle aufhalten, die Lehrerinnen und Lehrer, die den Jahrgang unterrichtet haben, sitzen mit vorgeschriebenem Abstand in der Aula des Schulzentrums. Und die Eltern, Geschwister und Großeltern? Sie sitzen zuhause vor dem Livestream. Immerhin. „Außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen“, so eröffnete Schulleiter Ralph Schröder deshalb den Nachmittag und warf den mitorganisierenden Schülerinnen und dem Schüler (Paulina Hildenbrand, Lena Kugler, Chiara Kurz, Krishan Klostermann) einen Blumenstrauß zu. Das sah gut geübt aus und sehr professionell.
Blickt man auf das Programm, gab es zwei jazzige Musikstücke mit Saxophon – Paul Limbacher, Schlagzeug – Anton Bauer und Piano – Rainer Kindermann; weiter zwei perfekt mehrstimmig vorgetragene Songs (Zeit zu gehen / Go solo), wieder mit Rainer Kindermann am Piano und Lara Berger, Nele Rößler und Mirko Lechner am Mikrofon. Alle Musikstücke waren so inszeniert, dass auch die Zuschauer und Zuschauerinnen vor den heimischen Bildschirmen auch etwas davon hatten. Mehr als 250 digitale Endgeräte mit Eltern, Geschwister, Großeltern und Freunden waren eingeloggt. Professionell mit hohem Aufwand in Szene gesetzt wurde der Livestream von Sven Löffler und Thorsten Starke.
Ralph Schröder lobte in seiner Abiturrede die Absolventen und versicherte Ihnen doppeldeutig, dass sie „mit Abstand der beste Jahrgang unserer Schulhistorie“ waren. Vom Durchschnitt her (2,4) baden-württembergisches Normalmaß. Der Schulleiter betonte anhand des chinesischen Schriftzeichens für Krise, das aus zwei Zeichen zusammengesetzt ist, nämlich „Gefahr“ und „Gelegenheit“, dass jede Krise eben auch Chancen böte und viele Schülerinnen und Schüler geäußert hätten, man habe mit weniger Stress lernen können und man habe auch feststellen können, „wer wirklich ein Freund oder eine Freundin ist“. Erklärtermaßen gehört Abiturzeugnisse übergeben zu den Lieblingsgeschäften von Ralph Schröder, zeigt sich doch hier, wie letztendlich alles Bemühen des EWGs erfolgreich war.
Scheffelpreisträgerin Nele Rößler strich in ihrer Rede besonders heraus, welche Entwicklung für den einzelnen / die einzelne am EWG in den vergangenen Jahren stattgefunden habe, bedenke man, dass man als 5er kaum die schwere gelbe Eingangstür aufbekommen habe und sie nun für immer hinter sich schließe. Sie wünschte ihrem Jahrgang, „dass wir nicht vergessen, dass wir alle auf Augenhöhe stehen, egal wie wir gekleidet sind, welche Hautfarbe oder welches Geschlecht wir haben, überhaupt wie wir leben und lieben.“
Insgesamt ein Abiturabschluss unter besonderen Bedingungen. Dass es ein gelungener Abend mit live zugeschalteten Gästen wurde, ist dem großen Aufwand des Vorbereitungs-Teams zu verdanken. Fast alles wie immer? Eben fast alles. Draußen erwarteten die Eltern ihre Kinder und in kleinen Grüppchen mit gebührendem Abstand wurde dann doch ein wenig in Gemeinschaft weitergefeiert.
Text: Matthias Imkampe / Fotos: Jochen Schmidt / Bildcollage: Tobias Hofmann
Nachtrag: Die Klasse 12 hat sich dafür entschieden, die restlichen Mittel für gute Zwecke einzusetzen. Da eine Abigala ohne Buffet kostengünstiger ausfiel, konnte nicht nur der kommende Abiturjahrgang finanziell unterstützt werden, sondern es wurde auch reichlich gespendet: Brot für die Welt, Ärzte ohne Grenzen und Black Lives Matter wurden mit jeweils 1.060€ bedacht.