Nach dem Schulgottesdienst – in diesem Schuljahr durchgeführt von Matthias Imkampe mit Unterstützung von Barbara Mühlen und Jonathan Liebald und Burkhart Goethe – versammelte sich die Schulgemeinschaft des Erasmus-Widmann-Gymnasiums wie gewohnt in der Hagenbachhalle, um das neue Schuljahr gemeinsam zu beginnen. Wie gewohnt und doch anders: Schulleiter Ralph Schröder sprach sein Grußwort zum letzten Mal in seiner 22jährigen Schulleiterkarriere. Und so machte er sich in einer stark autobiographisch geprägten Abschiedsrede Gedanken über sein Vermächtnis, das er der Schulgemeinschaft über das Schuljahr hinaus hinterlassen könne. Die Kernbotschaft kleidete er in eine biblisch anmutende Geschichte vom Prinzen, der ein guter König werden wollte: Um die Weisheit der Welt zu sammeln, beauftrage der Prinz Gelehrte und Weise, das Wissen der Welt zu sammeln. Nach 20 Jahren kehrten sie mit 1000 Büchern zurück und legten diese dem nunmehr 60jährigen König vor. Aufgrund seines fortgeschrittenen Alters bat er die Weisen, das angesammelte Wissen auf das Wesentliche zu komprimieren. Nach weiteren 20 Jahren kehrten die Weisen mit 100 Büchern zurück. Doch auch dieser Umfang war für den mittlerweile 80jährigen König zu groß, um ihn selbst zu lesen. Und so bat er um eine weitere Kürzung auf das aller Wesentlichste. Als die Weisen ein Jahr später mit nur einem Buch zurückkehrten, fanden sie den König auf dem Sterbebett. Auf seine Bitte, daraus den Kerngedanken zu nennen, sagte einer der Weisen: „Der Mensch wird geboren, wächst heran, sucht sein Glück, leidet und stirbt irgendwann … was bleibt, ist die Liebe.“ Mit dieser Erkenntnis starb der König zufrieden.
Die Liebe, die nach griechischem Verständnis dem Menschen in Form der sinnlichen Liebe (Eros), der freundschaftlichen Zuneigung (Philia) und der göttlichen Liebe (Agape) zuteil- werden kann, hat auch Ralph Schröders Werdegang bestimmt. Als Grundschüler haben ihn die Liebe seiner Mutter und das Wohlwollen der Lehrerinnen zum Besuch des Gymnasiums geführt – angesichts seiner sozialen Herkunft aus eher ärmlichen Verhältnissen kein selbstverständlicher Weg. Nach dem Abitur hat er im Rahmen seines Zivildienstes die Agape kennengelernt. Sinnbild dafür war ein selbstgestrickter Pullover mit dem griechischen Dreigestirn aus dieser Zeit. Und während des Referendariats in Gaildorf war sein Freund Roland zur Stelle und hat ihm selbstlos als Zeichen der Philia ein dringend benötigtes Auto geschenkt.
Diese Erfahrungen ließen in Ralph Schröder das Gefühl der Geborgenheit, Anerkennung und Wertschätzung wachsen. Und eben diese Werte möchte er in die Schulgemeinschaft weitertragen, damit in einem Klima des gegenseitigen Respekts und Mitgefühls, der Akzeptanz und Geborgenheit eine erfolgreiche und heitere Zusammenarbeit gelingt.
Im Anschluss stellte das Planungsteam Lasse Beckmann, Til Kobald, Moritz Schneider – begleitet von den Lehrkräften Julian Ibald und Jochen Schmidt – die diesjährigen Projekttage vor. Unter dem Motto „Schule als Staat“ wird sich das EWG Mitte Juli für vier Tage in einen Staat mit Regierung, Parlament, Unternehmen, Geschäften, Polizei usw. verwandeln. Die Schülerschaft ist aufgerufen, an diesem Projekt mit eigenen Ideen mitzuwirken. Der SMV –Schülermitverantwortung – kommt dabei eine wichtige Rolle zu. Ist sie doch das Gremium, das über die Klassen- und Jahrgangsstufensprecher die Interessen der Schülerschaft vertritt. Auch hier warben die aktuellen Schülersprecher Leo Candido, Luna Pardon und Ida Schilling bei der Vorstellung ihrer Arbeit darum, nur wirklich engagierte und interessierte SuS zu Klassenvertretungen zu wählen, um eine effektive Schülermitverantwortung zu gewährleisten. Sie übernahmen auch den Part, die neuen Referendarinnen Lea Götzelmann (D, Eth, Wi) und Kristina Pfahl (Sp, E) vorzustellen. In mehr oder weniger aussagekräftigen Entweder-Oder-Fragen durften die Referendarinnen ihre Vorlieben bekannt machen. Aufschlussreicher und lustiger war jedoch ein Wahrheit-oder-Lüge-Spiel, bei dem das Publikum die Lügengeschichte per Votum ermitteln konnte.
Gerahmt wurden diese Programmpunkte durch zwei musikalische Beiträge besonderer Güte. Der Musikpreisträger Connor Cooper (7) spielte zum Auftakt der Veranstaltung gekonnt auf dem E-Piano Mozarts Türkischen Marsch in einer verjazzten Fassung. Und Paula Spieler (KS1) sang zur Klavierbegleitung von Rainer Kindermann solo Stay der Musikerin Rihanna. Ist hier der Grundstein für eine Gesangkarriere gelegt?
Zum Abschluss wurden, wie es Tradition ist, SuS für besondere Leistungen des vergangenen Jahres hervorgehoben und mit einem kleinen Präsent gewürdigt. Die Moderation übernahm Melanie Hölzel. Sie durfte insgesamt über vierzig SuS auf die Bühne bitten, die im sprachlichen, naturwissenschaftlichen oder sportlichen Bereich herausragende Leistungen erzielten oder an Förder- bzw. Weiterbildungsprogrammen teilgenommen haben. Im Einzelnen sind zu nennen:
„Jugend forscht“ (betreut von Charlotte Engelhardt, Jan-David Nicolas, Ina Rübenstrunk): Alexander Lutscher (6), Jakob Funke (7), Max Lauterbach (7), Max Krauseneck (8), Felix Oberndorfer (8),Henrik Schulte (8)
Chemie AG mit dem Wettbewerb „Chemie, die stimmt!“ (geleitet von Silvia Böhler): Julius Ney (10), Marie Kapphan, Anouk Schöller, Jonah Rehnitz, Jule Podehl, Ida Rübenstrunk (KS1)
Chemieolympiade: Lena Seiler, Larion Schmidt, Elli Horlacher, Til Kobald und Salome Renke (KS2)
französisches Sprachdiplom DELF (hier sind nur die drei besten Ergebnisse der Klassen 8 bzw. 10 aufgeführt): Niveaustufe A2: Luc Linas, Clara Becker, Antonia Dierolf; – Niveaustufe B1: Hugo Alamo, Marie Kapphan, Evelin Drechsler
Cambridge Advanced English (KS2): Charlotte Sauselin, Claire Föllinger, Emelie Gabel, Eva Goldschmidt, Lisa Anthes, Lucy Schylla, Ayo Hintz, Jakob Dieter, Leo Candido, Moritz Schneider, Til Kobald
Schüler- Wettbewerbe:
Kulturakademie der Stiftung Kinderland BW: Theresa Dieter MINT (Klassen 6-8); Lukas Hirschmann MINT (Klassen 9-11)
Landeswettbewerb Deutsche Sprache und Literatur BW: Philip Bartz (KS1)
Wettbewerb des Kultus- und Innenministeriums „Die Deutschen und ihre Nachbarn im Osten“: Clemens Bilger (KS1)
Mentoren: Sophia Kopf (KS1): Sportmentorin Volleyball; Laela Thoma Verkehrsmentorin
An dieser Stelle allen Schülerinnen und Schülern Dank für ihr Engagement und große Anerkennung für ihre Leistungen.
Bericht: Klaus Hirschmann
Bilder: Marcel Ziegler, Daniel Bangert