Die English Theatre Company (ETC) hat drei Stücke im Programm, die sich thematisch und vom Sprachniveau her an unterschiedliche Altersgruppen richten. Damit gastieren die Schauspielerinnen und Schauspieler an Schulen in ganz Europa, wenn dies auch nach dem Brexit komplizierter geworden ist.
Jana Seeber engagierte die ETC, um gleich zwei Stücke vor Schülerinnen und Schülern zum Besten zu geben: Dream On für die Klassen 9-12 und DIY – Do It Yourselves – für die Klassen 5-7 sowie die 4. Klassen der Grundschule Kreuzäcker. Das Trio aus England spielte also zwei Mal vor einer vollbesetzten Aula. Den Anfang machte Dream On, das sich an ältere Jugendliche richtet.
Kate, die Protagonistin, quält sich mit dem Gedanken, wie ihre berufliche Zukunft aussehen soll – beziehungsweise mit ihren Träumen, Hoffnungen, Wünschen, Befürchtungen, Unsicherheiten. Das Stück spielt sich in ihrem Kopf ab und Kate ist sich nie ganz sicher, ob sie gerade Traum oder Wirklichkeit erlebt. So taucht immer wieder Stanley auf, ein Charakter, den nur sie sehen kann, und der so etwas wie ihr Unterbewusstsein repräsentiert. Ihr Freund Ben hingegen macht sich überhaupt keine Gedanken darüber, dass er schon irgendwie reich und berühmt werden wird. Alex, der Dritte im Bunde, fühlt sich unter Druck gesetzt, die Familientradition aufrechtzuerhalten und Arzt zu werden. Und so entspinnt sich ein launiges Spiel um die richtige Entscheidung und die Frage, was dieser Traumjob eigentlich ist.
Das Ensemble bindet die Zuschauer immer wieder mit ein, durch interaktive Elemente oder indem Schülerinnen und Schüler auf der Bühne kleine Rollen übernehmen. Spannend und überaus ergiebig war auch die Frage-und-Antwort-Session im Anschluss an das Theaterstück. Als das Eis nach einem Einstiegsspielchen gebrochen war, kamen unzählige Fragen aus dem Publikum und selbst die Pausenklingel tat dem keinen Abbruch. So wollten die Schülerinnen und Schüler nicht nur wissen, wie sie zur Schauspielerei kamen oder welche Schattenseiten ihr Beruf hat, sondern sie fragten auch ausgiebig zum Film-, Bücher- und Musikgeschmack des Trios. Auch deren deutsches Lieblingswort wollten sie erfahren – als Antwort bekamen sie Currywurst, Ausfahrt und Liebe. Sogar das Geburtstagsständchen für einen Mitschüler fand noch Platz, und das Publikum grölte lautstark mit.
Nach einer kurzen Vorbereitungspause füllte sich die Aula erneut und der Vorhang ging zum zweiten Stück auf: DIY handelt von drei Schülern, die als Hausaufgabe einen kurzen Film drehen müssen. Charlie, George und Molly schaffen es aus unterschiedlichen Gründen nicht, ihre Hausaufgabe rechtzeitig fertigzustellen – Molly muss zu Hause mit anpacken, George geht das Handy kaputt und Charlie hat sich einfach das komplette Wochenende selbst gefilmt und somit das Thema „Kurzfilm“ verfehlt. Die drei beschließen, einen Film zusammen zu drehen und ihre individuellen Stärken zu bündeln. Als sie eine Anzeige für einen Filmwettbewerb sehen, bei dem £5.000 für den originellsten Kurzfilm ausgelobt sind, haben sie ihr Ziel gefunden: „Geld verdienen während wir Hausaufgaben machen!”
Nur leider wissen sie weder welches Genre sie verfilmen wollen noch steht die Handlung. Also probieren sie, unter Beteiligung ausgewählter Zuschauer, unzählige Ideen aus. Schwungvolle Tanzeinlagen wechseln sich mit Kampfszenen ab, Fantasy, Romanze und Agententhriller werden ausprobiert. Auch dort entscheiden die Zuschauer immer wieder mit, wie die Handlung weitergehen soll. So müssen sie etwa abstimmen, ob Jonathan, der Bösewicht, intelligent oder blöd ist und ob er wie eine Spinne oder ein Huhn läuft. Unterm Strich ist das eine Riesengaudi fürs Publikum, selbst wenn die Jüngsten nicht alle Details auf Englisch verstehen.
Die drei Freunde schaffen es schließlich, ihren Film rechtzeitig beim Wettbewerb einzureichen. Ob sie auch gewinnen, bleibt am Ende jedoch offen. Keine offenen Fragen hinterließen im Anschluss die Schauspieler, die erneut unzählige Publikumsfragen beantworteten – about Life, the Universe and Everything.
Jochen Schmidt