„¡Bienvenidos al EWG!” begrüßten fünfzehn Schülerinnen und Schüler der zehnten Klasse des Erasmus-Widmann-Gymnasiums in der Woche vor den Osterferien ihre spanischen Austauschschüler aus Tres Cantos (bei Madrid).
Nach einer erlebnisreichen Zeit im vergangenen September freute man sich darauf, den spanischen Freunden und Freundinnen nun seinerseits die eigene Heimat vorstellen zu können. Und wenngleich es sich dabei nicht um einen Vorort Berlins handelt – wie so mancher Spanier eingangs vermutete – zeigte das Programm der darauffolgenden Tage, dass ein Besuch in Hall durchaus lohnenswert ist:
So lernten die Gäste bei einer Trainingseinheit mit den Unicorns den Haller Erfolgssport kennen und erprobten ihr Geschick in einer anschließenden Football-Partie. Auch in Sachen deutsche Spezialitäten sind die Spanierinnen und Spanier nun regelrechte Experten: Bei einem Workshop in Krimmers Backstube wurden die Schülerinnen und Schüler in die Kunst des Brezelbackens eingewiesen und durften auch selbst mit Hand anlegen. Einen Eindruck vom international agierenden Wirtschaftsstandort Deutschland erhielt man hingegen durch den Besuch im Mercedes-Benz-Museum in Stuttgart und die Führung durch die Recaro-Produktionshallen, während beim Ausflug nach Heidelberg Geschichtliches im Vordergrund stand.
Dass sich die Gäste am EWG wohlfühlen konnten, ist nicht zuletzt auch der offenen und tatkräftig anpackenden Schulgemeinschaft zu verdanken: So organisierten Spanischlernende der neunten Klassen eigens für die Gäste eine Schulhausführung, in der Mensa wurden typisch deutsche Gerichte gekocht und das Kollegium engagierte sich in Kunst-, Musik- oder Theaterworkshops.
Im täglichen Miteinander wuchsen beide Seiten enger zusammen. Während sich die Spanierinnen und Spanier an einen veränderten Tagesrhythmus anpassten, übernahm man auf deutscher Seite den Wunsch nach Geselligkeit und verbrachte seine Freizeit mit Gruppenaktivitäten. Wo man sich hier den ein oder anderen Trick überlegte, um den Gast zu Pünktlichkeit zu erziehen, lockte dort die offene und lockere Art der Spanier auch so manchen Deutschen aus der Reserve.
Daneben können sich Schülerinnen und Schüler beider Seiten nun sicherlich auch heitere Anekdoten erzählen. So sorgten beispielsweise bunt gefärbte Ostereier beim Abschlussfrühstück für fragende Gesichter, wussten die Spanier doch nicht recht, wie man mit dem Objekt umzugehen hatte. Manch einer erkannte letztlich erst im Selbstversuch, dass auch hübsch bemalte Eier vor dem Essen geschält werden müssen.
Neben vielen neuen Erfahrungen tragen die Spanier auch ihr ganz persönliches Kunstwerk mit im Gepäck: So gestalteten die deutsch-spanischen Schülerpaare eine Art Fliesenmemory mit ihren eigenen Portraits, das die Teilnehmer auch noch in einigen Jahren an die gemeinsame Zeit erinnern wird.
Für die Spanischlehrerinnen heißt es nun: Nach dem Austausch ist vor dem Austausch. Jetzt schon laufen erste Vorbereitungen für das Austauschprogramm im kommenden Schuljahr. Rund zwanzig Schülerinnen und Schüler haben sich diesmal angemeldet und blicken voll Vorfreude auf September, wenn es für sie heißt: „¡Vamos a España!”
Rebeccca Balles-Hefner
Der Spanienaustausch aus Schülerperspektive
Das langersehnte Wiedersehen stand vor der Tür. Voller Vorfreude ging es in der Woche vom 22.03 bis 28.03.2023 in den zweiten Teil des Spanienaustauschs. Mittwochnachmittags kamen unsere Gäste aus Madrid unversehrt und glücklich am EWG an. Nach herzlicher Aufnahme in die Familien traf sich die ganze Gruppe gemeinsam in der Stadt und verbrachte den ersten Abend mit etwas Sightseeing. Am nächsten Tag wurden die Spanier*innen zunächst von der Schulleitung in Empfang genommen und anschließend von den spanischlernenden Neuntklässler*innen durch unsere Schule geführt, die doch um einiges größer ist als die Schule in Spanien. Danach machten sich die die Austauschschüler*innen auf den Weg zur Kunsthalle Würth, bevor wir am Nachmittag selbst künstlerisch aktiv werden durften: In einem Workshop bemalten wir kleine Fliesen mit unseren Portraits. Um die Zusammengehörigkeit der jeweiligen Austauschpartner*innen darzustellen, wurden die Hintergründe in gleicher Farbe gestaltet, sodass ein kleines Fliesenmemory entstand.
Nach dem schulischen Programm ging es für einige von uns zum Lasertag oder Schwarzlicht-Minigolfen, was sowohl für unsere Gäste als auch für uns selbst ein großer Spaß und eine tolle Gruppenaktivität war.
Am Freitag stand ein Tagesausflug nach Stuttgart an. In der Landeshauptstadt angekommen, ließen wir uns trotz des regnerischen Wetters nicht aufhalten und gingen gemeinsam ins Mercedes-Benz-Museum, wo wir beim selbstständigen Erkunden mit Audio-Guide die Geschichte des Autos nähergebracht bekamen. Im Anschluss aßen wir gemeinsam im „Hans im Glück“- Restaurant, was trotz anfänglicher Sprachhindernisse ein großer Erfolg war. Damit war das offizielle Programm für den Tag beendet und wir durften den restlichen Nachmittag selbstständig in Stuttgart verbringen. Dabei waren die meisten in der Königsstraße und in verschiedenen Läden unterwegs, wo Souvenirs oder Geschenke für den „amigo invisible“ (spanische Version des „Wichtelns“) gekauft wurden. Doch für den Großteil der Gruppe war der Tag noch nicht vorbei, denn abends trafen wir uns nochmals und ließen den Tag mit Spielen, Tischtennis und einem für die Spanier*innen typischen Spaziergang in der Gruppe ausklingen.
Das Wochenende wurde in den Familien verbracht. Doch dabei blieben wir meist nicht alleine, sondern unternahmen gemeinsam verschiedene Aktivitäten in kleineren Gruppen: Bowling, Party, Spieleabend, Shopping, Restaurantbesuche, Spaziergänge in der Stadt und im Kerz und vieles mehr standen auf dem Programm. Bei alldem sammelten wir tolle Erinnerungen mit unseren spanischen Freund*innen, auch wenn es in den ein oder anderen Momenten kleine Schwierigkeiten, wie beispielsweise mit der Pünktlichkeit und Planung, gab.
Auf das erinnerungsprägende Wochenende folgten die ersten beiden Unterrichtsstunden für die Spanier*innen am Montagmorgen. Aufgeteilt in verschiedene Klassen der zehnten Stufe bekamen unsere Gäste einen Einblick in unseren Schulalltag. Abwechslung bot danach eine gemeinsame Trainingseinheit im Rahmen des Schwäbisch Haller Erfolgssports -des American Footballs der Unicorns. Zwei der Profisportler waren extra für uns vor Ort, um uns die Sportart näher zu bringen und kleine Übungen durchzuführen, bevor das Abschlussspiel „Spanier gegen Deutsche“ den sportlichen Teil des Tages beendet. Nach typisch deutschem Mittagessen wie Kässpätzle, Maultaschen oder Gulaschsuppe, startete der spanische Teil unserer Gruppe nach Untermünkheim zum Brezelworkshop. Hierbei wurde ihnen die deutsche Backware etwas nähergebracht und die Spanier*innen machten sich auch selbst ans Brezelbacken.
„Cantamos juntos“ hieß es dann am Dienstag. Mit einer gemeinsamen trilingualen Musikstunde begannen wir unseren letzten Tag zusammen, bevor wir bei einer Recaro-Werksführung viele Infos und Eindrücken vom Unternehmen sammelten. Im Anschluss an die Mittagspause hatten wir einen spaßigen Theaterworkshop, bei dem viele ungeahntes Talent bewiesen.
Doch der Tag war noch nicht ganz zu Ende, ein kleines Highlight war noch geplant. Wir trafen uns am Abend gemeinsam mit den Lehrer*innen in der Stadt, um uns im eigens für uns reservierten Kinosaal die spanische Komödie „La vida padre“ anzuschauen. Dadurch konnten wir Deutsche erneut unsere spanischen Sprachkenntnisse verbessern und auch unseren Gästen hat es gefallen. Einige haben sich anschließend noch ein allerletztes Mal getroffen, bevor es dann leider Koffer packen und Abschied nehmen hieß.
Am letzten Tag stand für alle ein gemeinsames Frühstück in der Schule an. Jeder brachte etwas von zu Hause mit und wir verewigten uns in zwei Gästebüchern, von denen eines anschließend mit nach Spanien durfte und das andere hier bei uns in Deutschland bleibt. Außerdem übergaben wir unsere Wichtelgeschenke, bevor es für die Spanier – mit einem Zwischenstopp in Heidelberg – Richtung Flughafen Frankfurt gehen sollte.
Unseren Gästen hat es dort, aber natürlich auch in Schwäbisch Hall sehr gut gefallen. Der Austausch war es ein Riesenerfolg, weshalb uns das Abschiednehmen nicht leichtfiel. Die Woche verging noch schneller als erwartet und wird uns für immer in Erinnerung bleiben. Da man sich diesmal nicht auf ein Wiedersehen verlassen konnte, war es umso schwerer, den neuen Freund*innen auf Wiedersehen zu sagen. Wir haben uns alle sehr ins Herz geschlossen und die gemeinsame Zeit genossen, sodass sogar die ein oder andere Träne floss. Den Kontakt halten wir nach wie vor und die private Spanienreise zum erneuten Treffen ist auch schon in Planung. Wir danken den Lehrer*innen – speziell Frau Eckhardt und Frau Balles – sowie unseren Eltern und unserer Partnerschule IMC für die Ermöglichung dieses unvergesslichen Austauschs. All die schönen Momente und Erinnerungen sowie Erfahrungen mit einer anderen Kultur und natürlich die neu entstandenen Freundschaften werden wir nie vergessen. So können wir mit Recht sagen: „La mejor semana de mi vida“ („Die beste Woche meines Lebens).
Finja Minderlen und Marietta Buchwald