Theater-AG des Erasmus-Widmann-Gymnasium inszeniert Goldoni
Der Venezianer Carlo Goldoni schrieb im 18. Jahrhundert fast 200 Stücke, bekannt wurde er vor allem für seine Lustspiele. Die Theater-AG der Klassen 6-7 des Erasmus-Widmann-Gymnasiums inszenierte nun am 6. März eine Potpourri aus verschiedenen Goldoni-Werken. Regisseurin Gisela Rieder verlegte das Geschehen in die Gegenwart, behielt aber die venezianische Kulisse bei – Schauplatz ist das Café Goldoni im Herzen der Stadt. Das stimmungsvolle Bühnenbild wurde von mehreren Klassen unter Anleitung von Hedwig Maier gestaltet.
Nachdem im Morgengrauen ein lebensmüder Tourist vom denkmalgeschützten Laternenpfahl vertrieben wurde und die letzten Nachtschwärmerinnen volltrunken den Heimweg angetreten haben, erscheint die Anwohnerin Donna Marcia (Ava Rübenstrunk) im Café und will ihren Morgenkaffee genießen. Die blasierte alte Dame hat ständig etwas an der Bedienung (Maya Schuhmacher) auszusetzen, bleibt aber dennoch sitzen und kommentiert die Ereignisse immer wieder schnippisch. Auf dem Campo San Bartolomeo erwacht der Tag zum Leben und rasch entwickelt sich ein turbulentes Treiben mit Show- und Slapstickeinlagen. Bald tauchen die ersten Touristen auf, Gondoliere suchen nach Kundschaft, und auch die Nachtschwärmerinnen („Die Zicken“, gespielt von Frieda Klink, Diana Petri und Aimée-Yvette Winter) verlangt es nach einem Katerfrühstück. Bald schleicht der verhinderte Selbstmörder (Annabell Friedrich) wieder um die Tische. Auf der Suche nach geeignetem Tötungswerkzeug vergreift er sich vergeblich am Besteck der Gäste.
Venedig- und Tourismusklischees werden augenzwinkernd aufgegriffen, so etwa in der Diskussion des Liebespaars (Alexandra Klewno und Johanna Dikic), ob sie eine Gondelfahrt buchen sollten. Maria bereitet dem Ansinnen schnell ein Ende: „Aber Chris, das machen nur fette Amerikaner!“ Eine sportliche Besuchergruppe erledigt das obligatorische Sightseeing-Programm joggend und Selfies machend, zumindest so lange bis ihre Smartphones von einem Taschendieb entwendet werden.
Der zentrale Handlungsstrang hat mit dem organisierten Verbrechen zu tun: Im Café Goldoni befindet sich ein herrenloses Stofftier, in dessen Bauch sich Beute aus einem Einbruch befindet. Das ruft den Ganovenboss Puzzo (Maxim Camek) und seine Gehilfen Pit und Pat (Alexandra Klewno und Moussa Zalzale) auf den Plan. Die Mafiosi werden wiederum von Kommissarinnen (Frieda Klink, Diana Petri und Ava Rübenstrunk) observiert, die sich für den Verbleib der Beute interessieren. Das Stofftier findet auch bei den Touristenkindern und anderen Besuchern großen Anklang und entwickelt sich zu einer Art Wanderpokal. Im munteren Finale fällt die Schießerei zwischen Gangstern und Polizei jedoch aus. Da eine Komödie ein Happy End verdient, heiratet die Kommissarin kurzerhand den Ganovenboss – und die Jagd um den Mammon gerät im Liebestaumel in Vergessenheit.
Jochen Schmidt