Auch in diesem Jahr begeistert die Oberstufentheater-AG des Erasmus-Widmann-Gymnasium unter der Leitung von Barbara Mühlen das Publikum mit der amüsanten Komödie Die Heiratsvermittlerin nach Thornton Wilders Vorlage.
Der reiche Kaufmann Horace Vandergelder (Jule Pröllochs) aus der Kleinstadt Yonkers ist für seine Umwelt recht unerträglich. Seine Angestellten Cornelius Hackl und Barnaby Tucker (David Michalik und Leon Pardon) schikaniert er nach Gutdünken, seiner Nichte Ermengarde (Antonia Mutschischk) verbietet er, ihre Liebe, den Künstler Ambrose Kemper (Leonie Conrad), zu heiraten, und dem Rest der Welt droht er mit Gefängnis, falls es nicht nach seinem Willen läuft. Ausgerechnet dieser Tyrann beschließt, im Herbst seiner Jahre noch einmal zu heiraten: Seine Auserwählte ist Irene Molloy, die einen Hutmacherladen in New York besitzt. Und hier tritt Dolly Levi, eine Freundin der verstorbenen Mrs. Vandergelder, in Erscheinung, überragend gespielt von Nele Rößler. Bestens vertraut mit Familie und Umfeld von Mr. Vandergelder, zieht sie die Fäden und lenkt charmant und witzig, wortgewandt und listig das weitere Geschehen mit dem einen Ziel, Horace Vandergelder für sich zu gewinnen – des Geldes wegen versteht sich!
Begleitet von dem ebenso arbeitsscheuen wie trinkfesten Malachi Stack (Charlotte Bühler), reist Vandergelder nach New York, um Irene Molloy einen Antrag zu machen. Seine Abwesenheit nutzen seine Angestellten Hackl und Tucker ebenfalls für eine Reise nach New York, um endlich etwas mit Frauen zu erleben. Und wie es in einer Kleinstadt wie New York üblich ist, treffen die Akteure immer wieder aufeinander, ohne voneinander zu wissen: Zuerst im Hutladen Mrs. Molloys, wo es heftig funkt zwischen Hackl und Mrs. Molloy einerseits, Tucker und Minnie Fay (Lena Kugler), einer Angestellten im Hutladen, andererseits. Dann kommt es im gediegenen Ambiente des Harmonia Garden zu einer handgreiflichen Auseinandersetzung, als Mr. Vandergelder, begleitet von Dolly Levi, gewahr werden muss, dass seine Hausangestellten nicht nur nicht zu Hause sind, sondern auch noch in weiblicher Begleitung – von Mrs. Molloy und Minnie! Zuletzt löst sich der gordische Knoten in der Wohnung von Flora van Huysen (Vera-Kristin Hörner), wiederum einer Freundin der Verstorbenen Mrs. Vandergelder. Hier werden die letzten Missverständnisse geklärt und die „richtigen“ Pärchen vereint.
Dieses flotte Spiel lebt von der gekonnt dargestellten Komik aller Akteure – auch und gerade der vermeintlichen Nebenrollen: Die Unbedarftheit, ja völlige Ahnungslosigkeit in Liebesangelegenheiten von Hackl und Tucker sind ebenso witzig wie die immer wieder eingestreuten Lebensweisheiten eines ständig angetrunkenen Stacks oder einer in der Welt und Liebe erfahrenen Miss van Huysen.
Barbara Mühlen ist es gelungen, mit einem homogenen Ensemble dem Publikum einen kurzweiligen, unterhaltsamen Abend zu bereiten.
Klaus Hirschmann