Waldfriedhof Schwäbisch Hall, ein trüber Sonntagmorgen, ungefähr 60 Personen finden sich zur zentralen Gedenkveranstaltung zum diesjährigen Volkstrauertag ein. Mit dabei, zehn Schülerinnen und ein Schüler des Erasmus-Widmann-Gymnasiums, die sich in den vergangenen Wochen im katholischen Religionsunterricht zusammen mit ihrem Lehrer Ulrich Mang und dem evangelischen Religionslehrer Matthias Imkampe mit dem Thema auseinandergesetzt hatten.
Starke Texte sind im Unterricht der vergangenen Wochen für die Veranstaltung mit Oberbürgermeister Hermann-Josef Pelgrim und Mitgliedern des Stadtorchesters entstanden und ausgewählt worden. Hilfreich war dabei die Broschüre des „Volksbundes Kriegsgräberfürsorge“. Engagiert tragen die Schülerinnen und der Schüler ihre Auseinandersetzung mit dem Thema „Gedenken an die Opfer von Krieg, Verfolgung und Vertreibung“ vor. Von den Haller Stolpersteinen des Künstlers Gunter Demnig ist da die Rede und von einem Feldpostbrief eines jungen Soldaten aus dem ersten Weltkrieg, der wenige Tage nach dem Verfassen des Briefes gefallen war. Die Schüler*innen fragen aber auch: Was können wir zum Frieden beitragen?
Hermann-Josef Pelgrim bedankte sich zu Beginn seiner Rede bei den Schüler*innen und verwies seinerseits darauf, dass Gedenken wichtig sei, um die Opfer in rechter Weise zu würdigen, aber auch, um die Gegenwart im Blick zu behalten, in der wieder zahlreiche Menschen unter uns und mit uns lebten, die vor gegenwärtigen Kriegen und Konflikten geflohen und deshalb traumatisiert seien. Deshalb sei es der Stadt und ihren politischen Vertreterinnenund Vertretern wichtig, den Opfern von Flucht und Vertreibung zu helfen: Schwäbisch Hall – so Hermann-Josef Pelgrim – sei bereit, über das zugewiesene Kontingent hinaus, vor dem Ertrinken gerettete Flüchtlinge aufzunehmen. Er warnte vor neu erstarkenden Nationalismen, die die Retter kriminalisiere, anstatt zu tun, was die Menschlichkeit gebiete.
Das Stadtorchester rahmte die Veranstaltung musikalisch. Mit einer Kranzniederlegung von Stadt, Reservisten der Bundeswehr und Vertretern des Volksbundes am Gedenkmal für Gefallene und Verfolgte endete die Veranstaltung.
Alle mitwirkenden Schülerinnen und Schüler haben durch diesen außerschulischen Lernort die Erfahrung gemacht, dass Demokratie nicht selbstverständlich ist, sondern aktiv verinnerlicht werden sollte: zum Beispiel durch die Teilnahme an dieser Gedenkfeier. Und einen Beitrag dafür zu leisten, dass das Erasmus-Widmann-Gymnasium eine „Schule gegen Rassismus – Schule mit Courage“ ist.
Matthias Imkampe