Erasmus-Widmann-Gymnasium Schwäbisch Hall startet Schüleraustausch mit renommiertem Gymnasium in Belgrad
In der letzten Septemberwoche ging es los – 25 Schüler der Klasse 10d flogen in die Hauptstadt Serbiens, um eine Woche in Gastfamilien zu verbringen. Das Philologische Gymnasium in Belgrad konnte als Austauschpartner gewonnen werden.
Die Schüler besuchten das Wahrzeichen der Stadt, die Festung Kalemegdan am Zusammenfluss von Save und Donau, das Tesla-Museum und das historische Museum. Sie wurden im Goethe-Institut empfangen und verbrachten einen Tag im Unterricht ihrer Austauschpartner. Spannend war der Ausflug in den Stadtteil Zemun, in dem die ehemals habsburgische Verwaltung architektonische und kulturelle Spuren hinterlassen hat.
Das Philologische Gymnasium in Belgrad gehört zu den drei renommiertesten Gymnasien des Landes. Die Schule gilt als Sprachbegabtengymnasium, das 10 Sprachen anbietet. Aufgenommen werden nur Schülerinnen und Schüler, die Aufnahmetests am Ende der Klasse 7 bestehen. Der Sprachenunterricht findet in deutlich kleineren Lerngruppen als in Deutschland statt. Virginia Pascu und Aleksandra Jovanovic, Deutschlehrerinnen am Philologischen Gymnasium, haben das Besuchsprogramm für die serbischen und deutschen Schüler organisiert.
Großen Anklang fand auch der Tagesausflug in die Provinz Vojvodina. Zuerst ging es nach Sremski Karlovci, einer circa 9000 Einwohner großen Stadt mit barocker Altstadt und dem ältesten Gymnasium auf dem Balkan (gegründet 1790). Im Schulgebäude, das sich auch gut als Kulisse für Harry Potter – Filme geeignet hätte, präsentierte eine serbische Schülergruppe ein kurzes Theaterstück auf Deutsch. Anschließend ging es nach Novi Sad, der zweitgrößten Stadt des Landes, wo die Schüler in der malerischen Altstadt noch etwas Freizeit verbringen konnten.
Die Millionenstadt Belgrad unterscheidet sich von Schwäbisch Hall nicht nur durch seine Größe, sondern auch durch seine Kontraste: Hochmoderne Busse und Seelenverkäufer, glänzende Einkaufs-Malls und verwahrloste Straßenhunde, livrierte Kellner und arme Menschen, die Habseligkeiten am Straßenrand feilbieten.
Begeistert waren viele Schüler über die Gastfreundschaft und Großzügigkeit der Gastgeber, auch wenn die materiellen Ressourcen begrenzt waren – mancher Gast durfte noch nicht einmal den Teller in die Küche räumen, geschweige denn auswärts zahlen. Und so kann es mancher kaum erwarten, sich zu revanchieren. Der Gegenbesuch in Schwäbisch Hall ist für den Juni 2018 geplant.
Das Erasmus-Widmann-Gymnasium hat sich in seinem Leitbild zum Ziel gesetzt, sich anderen Mentalitäten und Kulturen zu öffnen – um von ihnen zu lernen, aber auch um die eigene Mentalität und Kultur besser zu verstehen. Die Schule strebt an, jedem Schüler im Laufe seiner Schulzeit die Teilnahme an mindestens einem Schüleraustausch im Klassenverband zu ermöglichen. Die Begegnungen erlauben einen unvoreingenommenen Blick auf den Anderen, der Basis für Verständnis sein kann. In Zeiten zunehmender Nationalisierungstendenzen und heftiger Kritik an der Idee offener Gesellschaften sind solche Programme noch wichtiger geworden.
Einen Artikel aus Serbien gibt es hier
Jochen Schmidt